Kapitel VII
Rudolf Prem sucht den Mörder seiner Frau
Ein Mann sieht rot
Immer wieder steht in aufsehenerregenden Kriminalfällen die Person des Täters, insbesondere die Frage nach dessen Schuld oder Unschuld und die Höhe bzw. Gerechtigkeit des Strafausmaßes, im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Dabei kommen zwangsläufig fast immer die Opfer bzw. deren Angehörige zu kurz.

Die materielle bzw. psychische Verfassung eines minderjährigen Jungen, dessen Mutter von einem Kriminellen ermordet worden ist, stellt eben nicht den Stoff dar, aus dem die medialen Interessen gemacht sind. Leider verhalten sich manchmal auch öffentliche Institutionen nach diesem Motto.

Der selbst im Leben nicht auf die Butterseite gefallene Rudolf Prem, Mann der ermordeten Prostituierten Regina Prem, kämpfte trotz einer Mauer des Widerstandes in der Manier eines Einzelkämpfers für die Rechte seines 12jährigen Sohnes. In diesem Zusammenhang tauchte auch erstmals die brisante Frage auf: Haftet die Republik für einen offensichtlichen Fehler der Justiz bei der Entlassung Unterwegers?
Vom mutmaßlichen Täter terrorisiert
Rudolf Prem (51), der Mann der ermordeten Prostituierten Regina Prem, war einer der ersten, der davon überzeugt war, in dem Ex-Häftling und Literaten Jack Unterweger den Mörder seiner Frau gefunden zu haben.

Jack Unterweger
Jack Unterweger
(Foto: Peter Kurz / Contrast / picturedesk.com)
Die 33jährige Regina Prem, die seit 1980 der Straßenprostitution nachging, verschwand am 28.4.1991 gegen 23 Uhr 30 von ihrem Standplatz Linzerstraße-Flachgasse im 14. Wiener Gemeindebezirk. Wie gewöhnlich brachte Rudolf Prem auch an diesem Tag seine Gattin mit dem Auto zu ihrem Standplatz, um sie gegen zirka 2 Uhr in der Früh wieder abzuholen. Gegen 21 Uhr 45 fuhr er nach Hause und wartete auf ihren Telefonanruf. Es war aus Sicherheitsgründen grundsätzlich vereinbart, dass sie ihren Mann zwischendurch öfters anrief. Da der zur Routine gewordene Telefonanruf diesmal jedoch ausblieb, fuhr Prem zum Standplatz seiner Frau, wo er sie allerdings nicht mehr vorfand, und so machte er sich umgehend auf die Suche nach seiner Frau. Doch trotz Hinweisen von Personen, von denen die Prostituierte etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht gesehen worden war, blieb die Suche erfolglos.

Rudolf Prem erstattete also am nächsten Tag, dem 29.4.1991, eine Abgängigkeitsanzeige, für eine Gewalttat gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine verbindlichen Anhaltspunkte. Die Polizei führte aufgrund der Anzeige noch am selben Tag Erhebungen durch, die jedoch negativ verliefen.

Der Hausmann hegte zunächst den Verdacht, seine Frau könnte möglicherweise entführt und mit Drogen gefügig gemacht worden sein. Hinweise, seine Frau würde sich im Lager Traiskirchen oder in Italien aufhalten, entpuppten sich in der Folge jedoch als falsch.

Als sich der Verdacht verstärkte, Regina Prem könnte einem Mord zum Opfer gefallen sein, zumal in kurzer Aufeinanderfolge vier Prostituierte in Wien spurlos verschwunden waren, wurde sogar der Ehemann kurzzeitig von der Polizei als Täter verdächtigt.

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Zitate
«Wenn jemand unschuldig ist, braucht er doch net flüchten»

Rudolf Prem
aus News Nr. 7/1992
Zitate
«Als Rudolf Prem nach dem letzten Satz des Anrufers wütend ins Telefon schrie: "Welche Schuhe hat sie getragen?", bekam er zur Antwort: "weiße, hohe Stöckelschuhe, hahaha."»